Nach fast 40 Jahren hat die Mensa des Campus Garching die geplante Lebensdauer für Technik und Gebäude längst überschritten. Heute kommen täglich rund 17.000 Studierende und etwa 7.000 Beschäftigte auf den Campus – und Jahr für Jahr wächst er weiter. Zur Versorgung des größten Campus der Technischen Universität München (TUM) entstand ein Neubau, in den der Freistaat Bayern rund 44,5 Millionen Euro investierte.
Das Gebäude mit einer Nutzungsfläche von 5.300 m² ist auf eine Gesamtkapazität von rund 7.300 Essen und 5.400 Gästen pro Tag ausgelegt. Allein der Speisesaal misst 2.200 m² und bietet 1.500 Sitzplätze. Seit dem 11.09.2019 können sich die Studenten über eine große Angebotsvielfalt freuen: Salattheken, eine Gemüsebar, eine Suppenstation, eine Pizza-, eine Pasta- und eine Wok-Theke, ein Grill sowie vegetarische und vegane Gerichte. Die Speisen werden täglich von den Mensa-Mitarbeitern frisch zubereitet, gekocht und ausgegeben.
„Mit diesem Neubau wird auch die Mensa in Garching auf dem neuesten Stand der Technik sein. Die Hochschulgastronomie des Studentenwerks München freut sich da-rauf, diese moderne Einrichtung ab sofort betreiben zu dürfen und ihren Gästen qualitativ hochwertige Speisen in einem stilvollen und zeitgemäßen Ambiente bieten zu können.“ berichtet Dr. Ursula Wurzer-Faßnacht (Geschäftsführerin des Studentenwerks München).(1)
Die Modernisierung der Garchinger Mensa war dringend nötig, denn das Gebäude entsprach in Sachen Kapazitäten, Technik und Energieeffizienz schon lange nicht mehr den benötigten Standards. Die neue Mensa wird durch modernste Technik nicht nur deutlich weniger Energie verbrauchen, sondern bietet außerdem eine langfristig nachhaltige, zukunftssichere Kälteerzeugung mit dem natürlichen Kältemittel CO2.
Kältetechnische Planung & Einrichtung
Die kältetechnische Einrichtung wurde vom Ingenieurbüro Schmid+Partner aus Erlangen geplant und von der Firma K.E.D. Kälte- & Klimatechnik GmbH aus Bischofsmais installiert. Da ab 2022 für chemische Kältemittel die 40 kW-Grenze gilt, war Hendrik Schmid (Ingenieurbüro) sofort klar, dass für diese Anwendung nur eine mit CO2 betriebene Kälteanlage in Frage kommt.
„Nachdem wir die Ausschreibung von Schmid+Partner erhielten, bewarben wir uns mit einem ROXSTAsmart von TEKO – und bekamen den Auftrag. Problematisch war nur die Realisierung der Schockfroster. Schnellkühler in dieser Leistungsgröße gibt es nicht steckerfertig. Der Schockfrosterhersteller bietet zwar separate Kälteaggregate, diese dürfen jedoch eine maximale Entfernung von 15 Metern zum Schnellkühler nicht übersteigen. Das war in unserem Projekt jedoch räumlich nicht realisierbar. Daher war in der ersten Planungsphase ein zusätzliches Kälteaggregat mit R 407F geplant. Auf der Chillventa 2018 wurde Simon Ahlers (Produktmanager CO2-Systeme bei TEKO) auf unser Projekt aufmerksam und stellte uns die perfekte Komplettlösung mit CO2 vor. So wurde die kältetechnische Einrichtung auf die CO2-Lösung ROXSTAindustrial von TEKO umgeplant. Damit waren sowohl wir, als installierender Betrieb, als auch Schmid+Partner zufrieden – letztendlich konnten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.“ berichtet Michael Kraus (K.E.D.).
Installation der Kältetechnik
Die Installationsarbeiten wurden innerhalb kürzester Zeit realisiert und kamen im November 2018 zum Abschluss. Mit einer Bruttoauftragssumme von 1 Mio. Euro zählt das Projekt zu den größten Einzelprojekten der Firma K.E.D.
Die 5.300 m² große Fläche brachte entsprechend lange Rohrleitungswege mit sich. Insgesamt wurden 1.750 Meter K65-Rohre bis zu einer Größe von 1 5/8 Zoll, sowie circa 18,5 Kilometer Elektrokabel verlegt.
Auch die Einbringung der Kälteanlage barg Herausforderungen. Die Maschine musste mithilfe eines mobilen Baukrans durch eine seitliche Öffnung in der Fassade im 2. Obergeschoss ins Gebäude eingebracht werden. Von dort aus wurde sie circa 30 Meter durch eine Lüftungszentrale sowie ein Treppenhaus an ihren eigentlichen Standort transportiert. Durch die modulare Bauweise des ROXSTA konnten Maschine und Mitteldruckstation separat eingebracht werden, was bei einer Maschine dieser Größenordnung ein enormer Vorteil ist. Und da der Maschinenraum nicht besonders groß ist, wurden beide Einheiten getrennt voneinander installiert und der vorhandene Platz somit optimal genutzt.
Wärmerückgewinnung (WRG)
Die Abwärme der Kälteanlage wird zum Vorheizen des Spülmaschinenwassers verwendet. Über einen Zwischenkreis mit Pumpe gelangt die Wärme an zwei 500 Liter DK-Speicher mit integrierter Legionellenschaltung. Innerhalb der Speicher findet je nach “Verweildauer” die Erhitzung des Wassers auf bis zu 80 °C statt. Sollte die Leistung der WRG für ein benötigtes Temperaturniveau nicht ausreichen, wird innerhalb der Spülmaschinen nachgeheizt.
Durch diese spezielle WRG-Anwendung ergab sich für den Planer der Vorteil, dass die Gewerke “Kälte” und “Spülmaschinen” optimal kombiniert werden konnten.
Wurm Regelelektronik
Bei der elektronischen Regelung setze K.E.D. in der Mensa Garching auf unseren Partner Wurm Systeme aus Remscheid.
„TEKO und Wurm arbeiten schon seit vielen Jahren eng zusammen. So entschieden wir uns, auf diese Synergie zu setzen und auf die bewährte Lösung FRIGOLINK von Wurm zurückzugreifen.“ Michael Kraus. „Insgesamt sind 8 Hauptmodule mit 56 Kühlstellenmodulen verbaut. Diese regeln die Normal- und Tiefkühlung sowie die Schockfroster. Für die Steuerung der MD- und HD-Ventile, Gaskühlerregelung, WRG-Anforderung und Parallelverdichtung kommt das von TEKO und Wurm gemeinschaftlich entwickelte CO2-Hauptmodul HCO2 G4 zum Einsatz. Auch bei der CO2-Gaswarnregelung und Datenfernübertragung setzten wir auf die Regelelektronik von Wurm.“
Wärmetauscher
“Das Lieferpaket von TEKO vervollständigen ein CO2-Gaskühler sowie 13 CO2-Flachverdampfer der TEKO-Marke WHITELINE. Da die Leistungen der Kühlräume sehr variieren, lieferten wir für jeden Kühlraum einen speziell an die benötigten Temperaturen und Räumlichkeiten angepassten Verdampfer. Bei der Auslegung der Komponenten berücksichtigen wir stets das gesamte Kältesystem und bieten unseren Kunden ein optimal aufeinander abgestimmtes Leistungspaket.” – Dirk Niedenthal (Produktmanager Wärmetauscher)
Good to know!
Die Schockfroster dienen zur schnellen Abkühlung der gekochten Speisen (Cook&Chill). So kann das Essen in anderen gastronomischen Einrichtungen des Studentenwerks schonend wieder erhitzt werden, wodurch die Vitamine und Nährwerte der Gerichte erhalten bleiben.
Steckbrief der Anlagentechnik
Zahlen und Fakten
- 300 m² Nutzungsfläche
- 300 Essen täglich
- 400 Gäste täglich
- 200 m² Speisesaal
- 500 Sitzplätze
Ausstattung der Mensa
Reine Lebensmittelkühlräume: MoPro, Fleisch, Gemüse etc.
- 9 Pluskühlräume – Gesamtfläche 185 m²
- 4 Tiefkühlräume – Gesamtfläche 105 m²
- 36 Kleinkühlstellen – Vitrinen, Wannen, Kühlschränke, Kühltische
- 4 Schnellabkühler / Schockfroster
ROXSTAindustrial
- Kältemittel R 744 (CO2)
- Normalkühlung
5 x Bitzer-Vd. (1. Verdichter mit FU / inkl. Parallelverdichter)
117 kW (t0 -11 / tGK aus 37 °C) - Tiefkühlung
6 x Bitzer-Vd. (1. Verdichter mit FU)
13 kW (t0 -32 / tC -11 °C) - Schnellabkühler / Schockfroster (mit FU)
4 x 12,4 kW (t0 -25 °C)
Regelung
Wurm-Regelelektronik FRIGOLINK: Verbundanlage, MD- und HD-Ventile, Gaskühlerregelung, WRG-Anforderung
Wärmerückgewinnung
Max. Leistung 161 kW (tWasser ein/aus 30/65 °C)
Besonderheiten
- Parallelverdichtung
- Wärmerückgewinnung
- Sauggaswärmeübertrager je Saugdruckstufe
- Frequenzumrichter je Saugdruckstufe (Parallelverdichtung, NK/TK)
- 5 unterschiedliche TK-Saugdruckstufen
- WHITELINE Gaskühler 6 EC-Ventilatoren: 310 kW (tLE 35 °C / tGK aus 37 °C)
- 13 x WHITELINE CO2-Flachverdampfer
(1) Quelle: www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/35678